von Ida Rees
Sehnsüchtig schaut man als StudentIn in Berlin auf die vielen Museen Europas mit liberaler Eintrittspolitik. In den Staatlichen Kunstsammlungen anderer Städte hat sich in den letzten Jahren etwas bewegt, oft können Studierende der Kunstgeschichte oder gar alle Studierenden kostenfrei die Museen besuchen. In Florenz beispielsweise ist das so, aber auch in Paris für Studiernde zwischen 18-25 Jahren. Als KunstgeschichtsstudentIn sollte man freien Zugang zu den Objekten haben, die man studiert.
„One never finishes learning about art. There are always new things to discover. Great works of art seem to look different every time one stands before them.”
[E.H. Gombrich, A Story of Art]
Gestern kam die Nachricht aus Düsseldorf: Der dortige AStA startet einen Versuch und Verhandlungen. Den Semesterbeitrag um einen Euro erhöhen, dafür können Studierende kostenlos in die Sammlungen. Wenn man bereits im Hauptfach Kunstgeschichte studiert, kann man ohnehin kostenfrei in den Kunstpalast, die Kunsthalle oder die Kunstsammlung. In anderen deutschen Städten ist das ähnlich: Wer Kunstgeschichte in Dresden studiert, kann während der Öffnungszeiten kostenlos die 12 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen besuchen. Die Museumslandschaft Hessen Kassel – mhk, mit aktuell drei Sonderausstellungen ist sogar für alle Studierenden der lokalen Schulen, Hochschulen und Universitäten kostenlos. Auch in Stuttgart ziehen einige Häuser mit.
„Die Mehrheit im Rathaus will durch den freien Eintritt, dass mehr Studenten in die Museen gehen.“
[Antenne Düsseldorf, 06.06.2018 um 7:00Uhr]
In Berlin wird ein Teil des Etats der Staatlichen Museen zu Berlin durch die Einnahmen aus Eintritten finanziert. Laut SZ Berichten, sehen die Besuchszahlen im Vergleich zu anderen Städten gar nicht mal so gut aus: „3,5 Millionen Menschen besuchten im vergangenen Jahr die 17 staatlichen Museen Berlins“, es seien so viel wie beispielsweise das Victoria and Albert in London allein – in einem Jahr anzieht. Außerdem ist zu lesen, dass die Besuchszahlen „von 4,7 Millionen im Jahr 2010 auf 3,5 Millionen 2017“ gesunken sind.
Besuchszahlen hin oder her – in Berlin und Umland kann das große Angebot in der Museumslandschaft für Studierende schnell mal zum finanziellen Problem werden. Am Monatsende sieht’s bei den meisten knapp aus. Laut einem FAZ Bericht vergangenen Jahres, haben wir „im Durchschnitt 918 Euro im Monat” zur Verfügung. Was macht man, wenn es mal so weit ist, das Geld für den Restmonat ist ausgegeben und man besitzt nicht die Jahreskarte für Studierende der SMB. Wie können wir das kulturelle Angebot in der Stadt bestmöglich nutzen? Dies ist eine Ideensammlung zu realen Möglichkeiten, hier, in Berlin.
Neben den zahlreichen Museen, in denen man Eintritt zahlt, gibt es auch einige, die kostenlos sind – es erfordert allerdings Recherche, sie ausfindig zu machen.
Im KW – Institute for Contemporary Art ist der Eintritt die letzten vier Stunden der Öffnungszeiten jeden Donnerstag frei. Wer für Gegenwartskunst brennt, hat dort auch immer wieder mal die Möglichkeit, an verschiedensten Workshops teilzunehmen. Die nächsten Angebote finden demnächst, im Rahmen der 48 Stunden Neukölln, statt.
Info: Dienstags ab 15 Uhr ist in der Akademie der Künste der Eintritt frei .
Phänomenal ist auch das Architekturmuseum in der TU Berlin. Es bietet eine umfangreiche Sammlung mit einer komplexen Museumsgeschichte und ist auch kostenfrei. Heute [07.06] eröffnet die Ausstellung Programmatische Projekte. Dies sind nur zwei Beispiele der recht langen Liste von Eintritt freien Museen. Insgesamt sind es in Berlin mehr als 50 Museen, 12 Gedenkstätten und 25 Einrichtungen der Kommunalen Galerien Berlin, die kostenlos besucht werden können. Ob gänzlich Eintritt frei oder nur frei zu bestimmten Tagen, die low-budget-story ist in Berlin wirklich möglich.
Studierende, die die SMB für unentbehrlich halten, werden seit 2014 mit einem Projekt belohnt, das weit mehr als freien Eintritt bietet. Das Team von About the Museum bietet Studierenden aller Fachrichtungen gleich mehrere Formate an. In den letzten Jahren ist hier eine Symbiose aus Hochschulen, Studierenden und SMB gewachsen. Ein Impuls gebendes Projekt, das mit der Zeit und mit den Ideen der Studierenden geht. In diesem Sommersemester, hat neben drei weiteren Formaten, die Reihe Tischgespräche im Bodemuseum stattgefunden. Zum Thema Konstruktion von Geschlecht haben sich Studierende und Personen verschiedenster Bereiche aus Wissenschaft, Kunst und Kultur mit ausgestellten Werken auseinander gesetzt. Durch den interdiszipilnären Ansatz und variirenden Zugängen zu Objekten werden Fragen anders gestellt und Antworten anders gefunden.
Info: TISCHGESPRÄCH #14, Writing as Intervention, Mit Dr. Margarita Tsomou, Autorin, Kuratorin, Herausgeberin Missy Magazine, Sa / 16.6.2018 / 15 – 17.30 Uhr
Wer etwas müde ist von den akademischen Strukturen und sich auf etwas Neues einlassen mag, der sollte sich dringend informieren, welche Veranstaltungen im kommenden WS folgen. Alle die About the Museum dieses Semester verpasst haben, sollten zum Semesterende das sogenannte Meeting besuchen. An diesem Samstagnachmittag werden die Formate und erarbeiteten Ergebnisse vorgestellt und die Möglichkeit des Austauschs gegeben.
About the Museum scheint ein Gegenstück zu den Dynamiken der Eintrittsgeld- Politik. Hier steht die Vermittlung im Vordergrund. Besonders die Tatsache, dass man nicht vom Fach sein muss, sondern die Angebote von allen Studierenden genutzt werden können, bietet die Möglichkeit eines intensiven, interdisziplinären Austausches. Hier entsteht ein Ort, der ganz unvorhergesehene Dynamiken und Themen entwickeln kann, der der gesellschaftlichen Öffnung von Museen mit einer neuen Perspektive begegnet. Letztlich erhält man auch eine Art Festivalbändchen, mit dem man das jeweilige Museum, dieses Semester war es das Bode-Museum, dann auch jederzeit kostenfrei besuchen kann.
Quellen und Weiterführendes:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/kulturpolitik-koenig-der-loewen-1.3908787
https://www.berlin.de/museum/eintritt-frei/
https://www.smb.museum/bildung-vermittlung/studierende.html
Foto: Ida Rees