von Thomas Stanka und Nathalie Ladermann
Ein paar Tage sind schon vergangen seit dem KSK in Hamburg, und seither beschäftigt uns etwas. Und entgegen unserem eigentlichen Plan, in diesem Text tiefer auf die Vorträge einzugehen, haben wir uns entschieden, uns nun lieber genauer mit einem anderen Punkt auseinanderzusetzen: Die Vollversammlung der Studierenden. Auf der Vollversammlung berichten Studierende über die Lage der Lehre, der Fachschaft und der Zukunft ihres Instituts. Besonders interessant: Sie ist als Sprachrohr aller deutschsprachigen Institute auch politisch zu verstehen.
Was ist also passiert?
In Osnabrück wurde das Kunsthistorische Institut geschlossen, in Marburg gehen die Studierendenzahlen zurück. Alle anderen Institute aber wachsen, Professor:innen-Stellen werden nach oder neu besetzt. Insgesamt steigen die Studierendenzahlen. Vor diesem Fakt scheint es geradezu absurd, dass das meistbeklagte Problem der Fachschaften und Engagierten Studis zu wenig Interesse und Eigenengagement von KommilitonInnen war. Von der Nordsee bis an die Alpen war die Klage über desinteressierte und uninvolvierte Studierende groß. Auch wir aus Berlin konnten in das Klagelied einstimmen, denn wenn auch die Fachschafts-Initiative genug Leute hat, ist es kaum möglich, von einem „Sozialleben am Institut“ zu sprechen, vor allem im Vergleich zu anderen Fächern wie Geschichte oder BWL.
Was ist dran am Gejammer der Fachschaften?
Nüchtern betrachtet ist Kunstgeschichte ein beliebtes Studienfach. Auch relativ zu den allgemein steigenden Studierendenzahlen kann Kunstgeschichte gut abschneiden. Woran liegt dann die attestierte Lethargie an den Instituten? Nach unserer Erfahrung und aus dem Gespräch mit Kommiliton:innen aus anderen Städten ist die Größe des Instituts entscheidend für dessen soziale Sphäre. Es lässt sich die Faustregel aufstellen: „Je größer desto weniger sozial“ herausbilden.
Ein Faktor, den wir gut nachvollziehen können, aber welcher dennoch von Erzählungen und Mythen aus den Zeitaltern des Magisters abweichen. Und hier wären wir bei einem anderen strukturalen Faktor: die Bologna Reform. Seitdem in BA und MA studiert wird, ist der Uniwechsel nach dem BA obligatorisch geworden oder zumindest eine Zäsur, eine Schnittstelle, im Studium. Der Verlauf des Studiums hat sich mit Bologna verändert, das Ziel der Flexibilität wurde zumindest dahingehend erreicht, dass Studierende nun nicht mehr so lange wie früher am gleichen Institut studieren. Wir bilden uns ein, dass dies einen nennenswerten Einfluss auf unser Sozialverhalten am und für das Institut hat.
Aber in Geschichte und BWL gibt es immerhin auch BA und MA. Das Studium der Kunstgeschichte scheint zu einer Art Durchgangszeit zu verkommen. Nicht nur halten wir uns für Seminare nur “gezwungenermaßen” zwischen dem Rest unseres Lebens kurz in unseren Instituten auf, auch dem Studium an sich scheinen wir keine große Bedeutung im Hinblick auf ein soziales Miteinander beimessen zu können. Unser Studium wird vielmehr Mittel zum Zweck.
Und gibt es jetzt Lösungen?
Unser Eindruck: Irgendwie nicht so richtig. Das leider nur auf zwei Stunden angesetzte, Plenum gab da aber auch wenig Handlungsspielraum oder Zeit für eine Strategie-Erstellung. Wir, als Studierende, wünschen uns ein soziales Miteinander. Also sind doch genau wir im Endeffekt dafür verantwortlich dieses soziale Miteinander zu gestalten. Nicht nur wir in den Fachschaften, oder wir in den Initiativen, sondern wir als Studierende, die diesen Studiengang tragen.