Von Ida Rees
Mit dem Schwabinger Kunstfund erlebt die Provenienzforschung in Deutschland ihre Wiedergeburt. Über 1500 Werke werden ab 2012 in Cornelius Gurlitts privaten Wohnungen in München und Salzburg gefunden. Ganze 21 Monate ließ man sich Zeit, bis der Sensationsfund an die Öffentlichkeit getragen wird. Am 04. November 2013 titelt dann erstmals der Focus „Der Nazi Schatz“. Die darauf folgende mediale Auseinandersetzung des Schwabinger Kunstfundes, hat insbesondere die Provenienzforschung massiv in das öffentliche Interesse gerückt.
Seitdem wurden bundesweit in zahlreichen Einrichtungen Gelder und Kräfte mobilisiert. Auch die musealen Sammlungen werden unter die Lupe genommen. Jahrzehntelang haben es verschiedene museale Einrichtungen versäumt, die Herkunft ihrer Objekte hinreichend zu hinterfragen. Dank des aufkommenden medialen Interesses gestand man sich Fehler ein, intensivierte die Recherchen und begann mit der Aufarbeitung der Herkunftsforschung. Wer waren die Vorbesitzer der Objekte? Wann und aus welchen Gründen haben sie ihre Besitzer gewechselt? Kam es dabei zu unrechtmäßigen Handlungen? Die Fragen führen in die Zeiten des Kolonialismus, des Nationalismus und der DDR. Wie arbeiten die Museen − und wie transparent werden Ergebnisse gemacht?
In den Jahren 2017 und 2018 entstanden in Bonn und Hamburg erste Juniorprofessuren für Provenienzforschung, auch in Seminaren und Vorlesungen erfreut sich die Hilfsdisziplin des Faches Kunstgeschichte großer Beliebtheit und belohnt den Studiengang mit hohen Teilnehmer:innenzahlen. Als Reaktion auf die vielfältigen Anforderungen an die Provenienzforschung, ist an der Universität Würzburg ein neuer Masterstudiengang namens Sammlungen-Provenienz-Kulturelles Erbe entstanden. Wie viele Studierende stellen sich Provenienzforschung als Berufsziel vor? Wird es bei der großen Nachfrage auch ausreichend Jobangebote geben?
Provenienzforschung hat einen weiten und internationalen Charakter. Forschungsprojekte und Symposien finden besonders in Nordamerika, Frankreich, England und Deutschland statt, die Vernetzungskultur dieser Länder ist groß. Wie sieht es in Italien, Spanien und Griechenland aus? Wie arbeitet man in Tschechien, Polen und Russland − oder gar weltweit? In welcher Art und Weise wird momentan für mehr Transparenz gesorgt? Um welche Objekte geht es eigentlich? Warum haben Gemälde so einen hohen Stellenwert? Werden Kunstgewerbe und Flachware auch untersucht?
Viele Fragen stellen sich an die Hilfswissenschaft, die nach Antworten sucht. Diese einleitenden Gedanken und Fragestellungen, sind eine Ankündigung für die neue Reihe zur Provenienzforschung. Sie hat den Anspruch, Studierende zu informieren über aktuelle Möglichkeiten der Ausbildung, Veranstaltungen und liefert Exkurse zu unterschiedlichsten Themenfeldern. Dabei sind alle aufgerufen teilzunehmen und teilzuhaben:
Was interessiert euch daran und was wollt ihr gerne näher beleuchtet wissen? Macht mit bei unserer Reihe Proveni – Provenienzforschung: Sendet uns eure Themen, schreibt Artikel, diskutiert und gestaltet mit!
Foto: Cornelius Norbertus Gijsbrechts, Trompe l’oeil. The Reverse of a Framed Painting, 1670, SMK – Statens Museum for Kunst (CC – 0)